Diaphasische Variation im europäischen Spanisch - bsp

Transcripción

Diaphasische Variation im europäischen Spanisch - bsp
LMU München
Institut für Romanische Philologie
Wintersemester 2010/2011
Hauptseminar Sprachwissenschaft „Varietätenlinguistik Spanisch/Portugiesisch“
Dozentin: Dr. phil. habil. Barbara Schäfer-Prieß
Referentinnen: Lisa Carra, Marina Schneider
Diaphasische Variation im europäischen Spanisch
1.
Unterscheidung von 3 verschiedenen Varietätendimensionen (Coseriu)
Diatopik, Diastratik, Diaphasik
2.
Varietätenkette (Koch/Oesterreicher):
Diatopisch > diastratisch > diaphasisch
aber nicht umgekehrt
z.B. stark dialektal markierte Äußerung > diastratisch niedrig > in informellen
(= diaphasisch niedrigen) Situationen verwendet
3.
Problematik der Kategorisierung
-
Problematik der Unterscheidung zwischen Diaphasik und Diastratik
> Unterschiedliche Gesellschaftsschichten = unterschiedliche Varietäten?
-
Problematik der Kategorisierung innerhalb der Varietätendimension
Diaphasik:
informal vs. formal;
vulgar, descuidado, familiar, informal, habitual, coloquial, hablado
vs.
formal, literario, habla esmerada
Diastratik:
plebeyo, inculto, popular, vulgar
=> fließender Übergang
4.
Konzeption und Medium
Zwei verschiedene Aspekte von Mündlichkeit und Schriftlichkeit:
...als Medium:
materielle Realisierung sprachlicher Äußerung
(phonischer/graphischer Kode)
...als Konzeption:
sprachlicher Duktus von Äußerungen
(gesprochen = informell; geschrieben: formell)
Mündlichkeit und Schriftlichkeit- konzeptionell und medial (Koch/Oesterreicher)
5.
Nähe- und Distanzsprache
Nähesprache:
konzeptionelle Mündlichkeit
Distanzsprache:
konzeptionelle Schriftlichkeit
Kommunikationsbedingungen:
− Grad der Öffentlichkeit; Anzahl der Rezipienten
− Grad der Vertrautheit des Partners
− Grad der emotionalen Beteiligung
− Grad der Situations- und Handlungseinbindung
− Referenzbezug
− soziale und physische Nähe der Kommunikationspartner
− Grad der Dialogizität
− Grad der Spontaneität
− Grad der Themenfixierung
Versprachlichungsstrategien:
betreffen die Kommunikationsakte selbst
abhängig von nichtsprachlichen Kontexten:
-
situativer Kontext
-
Wissenskontext (individuell und allgemein)
-
Sprachlich-kommunikativer Kontext
-
Andere kommunikative Kontexte:
1) parasprachlich-kommunikativer Kontext: intonatorische Phänomene
2) nichtsprachlich-kommunikativer Kontext: begleitende Gestik, Mimik usw.
Distanzsprechen:
hoher Planungsgrad, elaboriert, hohe Informationsdichte, rascher
Informationsfortschritt
Nähesprechen:
geringer Planungsgrad, unvollständige Äußerungen, parataktischer
Satzbau, geringe Informationsdichte
=>
Parameter zur Einordnung von Kommunikationsformen auf der Skala zw.
---------------------------------------------------------------------------------------------------konzeptionell gesprochen
konzeptionell geschrieben
(Nähebereich)
(Distanzbereich)
6.
Konzeptionell-mediale Affinitäten
7.
Beispiele für diaphasische bzw. diastratische Variation:
-
Lautlicher Bereich
Todo> to: (Diastratisch)
Para> pa: (Diaphasisch)
-
Morphosyntaktischer Bereich:
Pretérito indefinido der 2. Pers. Sg. auf -s: (Diastratisch)
Verwendung des bestimmten Artikels bei Eigennamen: (Diastratisch)
Dequeísmo: (Diaphasisch)
Verwendung von de que anstelle von que und umgekehrt
-
Lexikalischer Bereich:
Gruppensprachen: jergas
Ärzte, Sport, Soldaten, Schüler etc.
z.B. Sport: el crono: die Zeit
Schülersprache: la chuleta
8.
Español vulgar
durch häufigen Gebrauch teilweise ursprüngliche Bedeutung verloren
-
Wortgebiet „Tiere“
bicho/mal bicho, cerdo, loro, un gallina, una cotorra, besugo,
bípedo casual (=zufälliger Zweifüßler)
-
Substantiv + Adjektiv
pavisosa (pava + soso), sinvergüenza (sin + vergüenza)
-
häufig verwendete Ausdrücke:
puta, maricón, gilipollas, coño, zorra, cojones, joder
-
Kurioses:
armanaque antiguo (alter Kalender > Nichtsnutz), pedazo de atún (Dummkopf),
coliya de pobre (Zigarettenstummel eines Armen)
Liberalität der spanischen Norm hinsichtlich Vulgarismen?
Bibliographie:
Beinhauer, Werner (21958): Spanische Umgangssprache. Bonn u.a.
Coseriu, Eugenio (1992): Einführung in die Allgemeine Sprachwissenschaft. Tübingen.
Inhoffen, Nicola (1992): “Spanisch: Gesprochene Sprache und geschriebene Sprache”, in: Günter
Holtus u.a. (Hrsg.), Lexikon der Romanistischen Linguistik VI, 1, Tübingen, 233-253.
Oesterreicher, Wulf; Koch, Peter (1990): Gesprochene Sprache in der Romania. Tübingen.
Wesch, Andreas (2006): Grundkurs Sprachwissenschaft Spanisch. Barcelona u.a.

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