“Oxlajuj Baktun” – Das Ende eines grossen Mayazyklus

Transcripción

“Oxlajuj Baktun” – Das Ende eines grossen Mayazyklus
“Oxlajuj Baktun” – Das Ende eines grossen Mayazyklus
Der 21.12.2012 und die Funktionsweise des Mayakalenders
Dank der herausragenden astronomischen Fähigkeiten ihrer Wissenschaftler und mit Hilfe der Zyklen
von Sonne und Venus besassen die Mayas schon sehr früh einen äusserst genauen Kalender. Und das
wohlgemerkt 3000 Jahre bevor die katholische Kirche zugestand, dass die Erde nicht das Zentrum des
Universums darstellt!
Im Mayakalender entspricht jeder Tag
einer Zahl von 1 bis 13 sowie einem
Symbol, das sich nahual nennt. Zudem
gibt es 20 winaks, die unseren Monaten
entsprechen. Im Gegensatz zum
gregorianischen Kalender ist der
Mayakalender nicht linear, sondern
zyklisch aufgebaut. Daraus folgt
beispielsweise, dass 13 aufeinander
folgenden Tagen, 13 verschiedene winaks
zugeteilt sind, die wiederum Bezug auf
einen grösseren Zyklus nehmen.
Abbildung 1: Mayakalender mit den 13 Tagen und 20 winkas
Die grösseren Zyklen sind:
-
“Tun“,
“Katun“,
“Baktun“,
“Oxlajuj Baktun”
~ 1 Jahr unserer Zeitrechnung
~ 20 Jahre
~ 400 Jahre
~ 13 Zyklen Baktun = 5200 Jahren
Das Ende des grossen Zyklus, das wir vom 20. auf den 21. Dezember erlebt haben wird sowohl 13.
Baktun als auch Oxlajuj Baktun genannt.
Der Logik des Mayakalender folgend, kann ein Datum nur einmal alle 50 Jahre auftreten und
während eines Zyklus nur einmal alle 5000 Jahre. Dieser grosse Zyklus, der Oxlajuj Baktun endete am
20. Dezember 2012. Obwohl unter den Mayapriestern von heute umstritten, gilt dieses Datum als
das Wahrscheinlichste. Der 21. Dezember 2012 war also, um in der Sprache des gregorianischen
Kalenders weiterzufahren der 1. Januar eines neuen sehr grossen Zyklus.
Die Prophezeiungen
Die zyklische Zeitmessung, bei der ein Datum durch Verknüpfung von Zahlen und Symbolen entsteht,
bildet die Basis der Mayaprophezeihungen. Man kann daher sowohl von einem astronomischen, als
auch einem astrologischen Kalender sprechen. Mit Hilfe des “Popol Vuj” und den “Chilam Balam”,
zwei von wenigen Mayatexten, die erhalten blieben, interpretierten die Mayapriester die
Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Vor der spanischen Kolonialisierung gab es tausende
solcher auf Papier festgehaltener Schriften. Die katholische Kirche, die mit den Spaniern auf dem
Kontinent auftauchte, gab den Auftrag die vermeintlich heidnischen Schriften zu verbrennen, damit
die Eingeborenen den Weg zum „richtigen“ Glauben finden würden. So kam es, dass die
Mayatraditionen nur noch von Mund zu Mund von einer Generation zur nächsten übertragen
werden konnten.
Die wenigen Texte, die bis heute erhalten sind befinden sich fast ausschliesslich in europäischen
Museen. Die Geheimnisse, die sich um die Interpretationen der Mayatexte halten, führten zu
absurden Gerüchten wie dem Ende der Welt, die sich bestens für Zwecke der Unterhaltungsindustrie
auschlachten liessen, aber mit den Erkenntnissen der Mayas wenig bis gar nichts zu tun haben.
Die Mayapriester sehen den 13. Baktun als einen Anfang einer neuen spirituellen, politischen und
sozialen Ära an, die das Volk erweckt und aufbegehren lässt. Nicolás Lucas, Sprecher der
Organisation Oxlajuj Ajpop, die sich für eine die Kultur Mayas respektierende Feier einsetzt, erklärt
„dieser Wandel hat schon begonnen, man kann ihn sehen an politischen Konflikten, aber auch dem
Wandel des Klimas. Mehr noch bedeutet es ein Wandel im menschlichen Denken, das Denken einer
neuen Generation.“1
Abbildung 2: Nicolás Lucas, Sprecher der Organisation Oxlajuj Ajpop, mit einem Mayakalender
1
Frei übersetzt aus einem Interview mit Nicolas Lucás: „eso ya empezó y se puede ver en cambios y conflictos
políticos así como cambios climáticos y eventos grandes, pero más que todo significa un cambio en la
mentalidad humana, como una nueva generación”.
Organisation und Vorbereitung des 13. Baktun
Aus einem Interview mit Felipe Gómez, Mitglied von Oxlajuj Ajpop und Koordinator der alternativen
Festlichkeiten zum 13. Baktun
„Die Organisation Oxlajuj Ajpop wurde vor mehr als zwanzig Jahren gegründet. Wir werden
Feierlichkeiten in mehr als 18 verschiedenen Sprachregionen des Landes durchführen. Es sollen
spirituelle, gesellschaftliche und wissenschaftliche Feierlichkeiten an 20 heiligen Mayastätten
stattfinden, davon 4 Mayastädte, sowie 16 für die Mayakultur besonders wichtige Orte wie z.B. Tikal
und Kaminaljuyu. Daher sind wir überzeugt ein glaubwürdiger Gesprächspartner zum Thema zu
sein.“
Eine der Schwierigkeiten, mit denen die Organisatoren von Oxlajuj Ajpop zu kämpfen hatten, waren
die falschen folkloristischen Vorstellungen, die vor allem von westlichen Medien vermittelt wurden,
welche gesellschaftliche und politische Themen meist vollständig aussen vor liessen. „Die
internationale Gemeinschaft sieht die Feiern nicht als wichtig an, daher ist es auch so schwierig
ökonomische Unterstützung zur Durchführung zu finden. Wir führen diese Anlässe durch, weil wir an
die Wichtigkeit dieses Wandels glauben, auch wenn wir dies ohne genügend Ressourcen tun. Von
Seiten der Regierung stellen wir fest, dass kein Interesse besteht uns zu unterstützen. Sie sind
schlecht organisiert diese Festlichkeiten durchzuführen. Gemäss deren Darstellung aufgrund
mangelnder Ressourcen. Wir glauben aber, dass schlichtwegs das Interesse fehlt.“ Felipe Gómez
fährt fort “Es ist ziemlich eindeutig, dass der Präsident kein Programm zur Durchführung der
Festlichkeiten besitzt, obwohl das auch ökonomisch lukrativ sein könnte. Vielmehr hat sich die
Tourismusbehörde einer kommerziellen, folkloristischen Kampagne verschrieben und das Kultur- und
Sportministerium hat keinen klaren Plan zur Umsetzung. Für Mayas gibt es viele Einschränkungen
beim Besuchen der heiligen Mayastädte, so zum Beispiel in Kaminaljuyu wo die Behörden es uns
verbieten die Festlichkeiten über Nacht durchzuführen. Zudem soll die Zahl der Besucher beschränkt
werden, was ein Problem für uns darstellt, da wir niemand ausschliessen wollen.“ i
Abbildung 3: links: Felipe Gómez, Mitglied von Oxlajuj Ajpop und Koordinator der alternativen Festlichkeiten zum 13.
Baktun
13. Baktun, Tourismus und der Private Sektor
Schlussendlich gab es keine Zusammenarbeit zwischen den alternativen Veranstaltungen und den
staatlich organisierten. In Kaminaljuyu beispielsweise, fanden bis in die frühen Morgenstunden
traditionelle Festlichkeiten statt, die endeten als die staatlich organisierten begannen. Dazu Felipe
Gómez „ Die Präsenz von von ausländischen Gästen wäre eine gute Sache, weil wir nicht nur Mayas
ansprechen wollen, sondern alle Kulturen, die das Recht der indigenen Völker unterstützen und
respektieren. Daher sind wir nicht gegen den Tourismus, im Gegenteil wir fördern ihn. Was wir
hingegen ablehnen, ist die Sicht des privaten Sektors, der den 13. Baktun zum Anlass für riesige
Veranstaltungen unter Ausschluss der indigenen Bevölkerung nimmt. Wir glauben, dass die fehlende
Unterstützung für Organisationen zum Schutze der indigenen Bevölkerung und das respektlose
Verhalten des privaten Sektors Faktoren sind, die die Menschen aufwecken werden. Nach 10 Jahren
in denen wir versucht haben, das Bewusstsein der Leute für diese Dinge zu schärfen, glauben wir,
dass in einigen Jahren die Menschen, ob Indigenas oder Ladinos, (Anm. der nicht-indigene
Bevölkerungsteil) sich des Themas mehr bewusst sein werden.“
Aus dem Spanischen von Marco Kräuchi
i
Auszug aus dem Interview vom 02.12.2012 mit Felipe Gómez auf Spanisch:
„La organización Oxlajuj Ajpop lleva más de 20 años de existencia. Por las celebraciones, vamos a tener una
presencia en más de 18 comunidades lingüísticas del país. En este momento estamos implementando una
celebración espiritual, social y científica en 20 lugares sagrados (4 ciudades mayas y 16 lugares naturales, entre
ellos Tikal y Kaminaljuyu). Así que nos vemos como un interlocutor válido sobre el tema.”
“La comunidad internacional no ve las celebraciones como importantes, y por eso hay pocas instituciones
internacionales que nos apoyan económicamente. Hacemos esto porque creemos en la relevancia de la
celebración, pero no tenemos muchos recursos”.
“Lo que entendemos es que el gobierno y su gabinete no tienen interés a apoyar esta celebración. Están
desorganizados para organizar esta celebración, por, según ellos, falta de fondos. Nosotros lo interpretamos
como falta de interés y de organización”.
“Es bastante claro que el presidente no tiene un plan por esto tipo de celebración, y también no invierten
económicamente en eso, aunque podría generar actividad económica. El Instituto guatemalteco de turismo se
impuso una campana comercial y folclórica aunque el ministerio de cultura y deporte no tiene un plan o
programa con objetivos claros. Hay muchas condiciones que limitan el ingreso en las ciudades mayas, como por
ejemplo en Kaminaljuyú que está en la zona 7 de la capital donde dice el estado que no podemos quedarnos en
la noche, aunque las tradiciones maya implican una presencia por la noche. Además, nos pone un límite a las
personas que entran. Eso implica una problema grave para nosotros, porque no podemos prohibir a la gente
que ingresen en estos lugares. Por la falta de una presencia policial y medidas de seguridad, por que ciertos
lugares conocen mucha delincuencia, hemos hecho una solicitud y nos quedamos optimistas. Sin embargo,
recibimos recientemente la autorización de ingreso en todas la ciudades antiguas en los días 12, 20 et 21”.
“La presencia de personas de otro países seria una buena cosa porque nosotros hacemos una llamada al
pueblo maya y también a todas las demás culturas del mundo, apoyando y respectando a los derechos de los
pueblos indígenas. En este sentido no somos en contra del turismo sino que lo deseamos. Lo que rechazamos
es la vista que tiene por ejemplo la CACIF y el sector privado al utilizar el 13 Baktun para grandes inversiones
turísticas sin tomar en cuenta los interés y los derechos del pueblo. Por ejemplo la oposición a la aprobación de
la ley de desarrollo rural integral, la falta de apoyo a las asociaciones sociales o culturales del pueblo, y la
actuación del sector privado respecto a los indígenas son factores que van a despertar la gente. Después de 10
años de trabajo a hacer la gente más consciente, pensamos que en unos años más, vamos a observar un
conciencia más alta del pueblo, que sea indígena o ladino”.

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